Meine Arbeit an diesem Projekt begann direkt, nachdem wir die Begriffe verteilt hatten, da ich schnell merkte, dass ich mir unter Herrschaft etwas anderes vorgestellt hatte. Dieser Fauxpas meinerseits ärgerte mich etwas. Ich merkte nämlich schnell in den ersten Überlegungen, dass ich Herrschaftstheorien im Alltag als nicht offensichtlich wahrnehme und ich mir daher einer aufwendigen Forschungs- und Arbeitszeit bewusst wurde. Ebenfalls fand ich den Begriff im Laufe der ersten Wochen nach Bekanntgabe wenig inspirierend, da hätte ich mir tatsächlich einen offensichtlicheren und einfacheren Begriff gewünscht Nach einigen Wochen dachte ich mir dann, dass an Max Webers dreigeteilter Herrschaftstheorie nichts vorbeiführt, was sich für mich daraus ergab, dass ich für andere Theorien keine kreative bzw. befriedigende Umsetzungsmöglichkeit sah. Für Max Webers Theorie, aufgeteilt in legale, charismatische und traditionale Herrschaft, wollte ich dann einfach drei Fotos abgeben, die jede dieser Formen im Alltag in einem Foto auf den Punkt bringen. Nachdem ich für legale Herrschaft, die uns zum Großteil umgibt, ein befriedigendes Foto geschossen hatte, arbeitete ich an den anderen beiden. Die Zeit verging und auch die Lust und Inspiration, denn ich fand keine Motive, Situationen, Orte o.ä., die mir ein Foto lieferten, dass mich selbst „vom Hocker haute“. Und so ging die Suche weiter. Ich fotografierte in den letzten 2 Monaten sehr viel für meine Verhältnisse (jeden Tag), doch immer wenn ich die Fotos auswertete stellte ich fest, dass das mit traditionaler oder charismatischer Herrschaft wenig bis nichts zu tun hatte. Dafür entwickelte sich in der Zeit eine andere Idee, woraus sich ergab, dass ich mir eines Tages dachte: Wenn ich charismatische und traditionale Herrschaft nicht sehe, dann muss ich sie auch nicht fotografieren. Denn im Laufe der „Forschung“ empfand ich Herrschaft im deutschen Alltag als etwas Subtiles. Noch viel subtiler als es bürokratische Ausprägungen sein können und so subtil, dass man es auf den ersten Blick gar nicht mit Herrschaft in Verbindung setzt. Ich spreche vom Geld. Geld beherrscht unseren Alltag. Egal ob man reich oder arm ist, wir brauchen Geld um unseren Alltag zu bestreiten und unser Überleben zu sichern und zwar — da wird es jetzt interessant — im Rahmen der legalen Herrschaft. Geld ist für mich letztendlich eine Institution legaler Herrschaft. Diese Überlegung reifte in mir und wurde auch immer wieder stark kritisiert, da ich es zwischendurch als zu abstrakt empfand.
Doch genau das war es, was ich tun wollte. Etwas Abstraktes, Kunst, die nicht nur schön ist,
sondern den Betrachter zum nachdenken anregt. Wenn man meine Fotos sieht, soll man nachdenken und nicht nach einer Sekunde sagen: „Ich hab’s kapiert, Voll die gute Idee, Voll offensichtlich.“
Zum Ende dieses Textes würde ich gerne noch exemplarisch kurz meine (Gedanken hinter zwei Bildern erläutern, Das Foto „Polizei“ steht für die exekutive Institution der deutschen Demokratie (der legalen Herrschaft), Die Polizei ist bürokratisch organisiert und somit der Rationalität verpflichtet, trotzdem kommen immer wieder Abweichungen dieser Norm an die Öffentlichkeit. Das wollte ich verdeutlichen, indem auf dem Foto eine anonyme, dunkelblaue Masse steht, die dem Betrachter eher ein {ängstliches (Gefühl geben als dass der Sicherheit, wie es die Polizei als „Freund und Helfer“ gerne ausschließlich vermitteln möchte. Denn letztendlich war die Polizei ja auch in der von mir fotografierten Situation dafür da, für Sicherheit zu sorgen, aber das martialische Auftreten wirkt einschüchternd und beängstigend, was sich mit meiner Auflassung von Demokratie nicht deckt. Das Foto „Himmel“ zeigt die Herrschaft des Menschen über die Natur, das sollen die
Flugzeuge und der Hubschrauber verdeutlichen. Dazu habe ich vor kurzem sogar einen theoretischen Hintergrund gefunden, sowohl Marx und Engel, Max Weber (Entzauberung der Welt) und Descartes schreiben über die Beherrschung des Menschen über die Natur.